«Das Lindt & Sprüngli Shopkonzept ist weltweit einzigartig.»
Derek Tanner (l.) und Uwe Sommer (r.)
Herr Sommer, Sie sind innerhalb der Konzernleitung für Global Retail aber auch für das International Marketing und den Verkauf zuständig und haben Linienverantwortung für einige Länder. Wie ist innerhalb dieser Aufgaben- bereiche das Zusammenwirken mit Global Retail?
Wir haben seit 20 Jahren die Marke Lindt in klassischen und sozialen Medien sowie am POS und in Promotion systematisch aufgebaut – «Maître Chocolatier Suisse depuis 1845». Dafür haben wir klare Richtlinien für die «Maîtres Chocolatiers» und unsere Schokoladeprodukte entwickelt. Nirgendwo jedoch können wir unsere Marke und die Welt der «Maîtres Chocolatiers» besser erlebbar machen als in unseren eigenen Geschäften. Das Zusammenwirken ist perfekt.
Und bei den Produkten?
Unsere Leaderprodukte LINDOR und EXCELLENCE, die weltweit die höchste Werbeunterstützung erhalten, sind auch die wichtigsten Umsatzträger in unseren Retail-Läden. Wir müssen dem Verbraucher jedoch deutlich mehr Auswahl an Produkten und Verpackungen geben – so führen wir zum Beispiel in einigen unserer Stores 21 verschiedene LINDOR-Kugeln.
Das Pick & Mix-Konzept wurde vom Retail-Bereich entwickelt und ist das zentrale Element all unserer eigenen Geschäfte. Dieses Konzept findet auch im Detailhandel immer mehr Verbreitung.
Zusätzlich bieten unsere Boutiquen dem Lindt Fan besondere Produkte an, die er nur dort finden kann. Dies gibt uns auch die Möglichkeit, neue Bereiche und Produkte für eine eventuelle Aufnahme ins Sortiment des Detailhandels zu testen.
Sind die Preise in den eigenen Geschäften gleich wie im Detailhandel?
Dem Detailhandel dürfen wir die Konsumentenpreise nicht vorschreiben. Jedoch bemühen wir uns, dass die Lindt Konsumenten in Boutiquen und Cafés etwa die gleichen Preise finden wie bei den führenden Detailhandelspartnern. In den Factory-Outlets sollen die Preise nicht unter unseren Promotionspreisen im Detailhandel liegen.
Sieht der Detailhandel in Ihrem Ladennetz nicht eine Konkurrenz?
Mit einigen Partnern hatten wir anfänglich Diskussionen. Aber wir können nachweisen, dass wann immer wir einen neuen Laden eröffnen, der Verkauf der Lindt Produkte im Detailhandel im Umkreis von rund 30 km erhöht wird. Das liegt unter anderem daran, dass die Marke in ihrer ganzen Emotionalität und Produktbreite erlebbarer wird und dass wir in der Regel jedem Besucher am Eingang eine Lindor Kugel zum Probieren geben.
Die eigenen Geschäfte starteten in den USA in Neuengland vor etwa 20 Jahren. Heute noch ist es für Lindt & Sprüngli das Gebiet in den USA mit dem höchsten Marktanteil. In vielen Ländern laden wir Handelspartner in unsere eigenen Geschäfte ein, um ihnen unsere Marke und unser Sortiment zu präsentieren. Die Resonanz ist sehr gut.
Wie ist in Ihrer dezentralen Struktur das Echo innerhalb der eigenen Länderorganisationen zum Global-Retail-Bereich?
Wie fast bei jeder Neuerung – einige finden sie gut, andere sind skeptisch, insbesondere wenn sie ein Konzept mehr oder weniger eins zu eins übennehmen sollen. Inzwischen ist die Resonanz überwältigend. Fast alle Länder haben oder arbeiten mit Global Retail an Plänen, wie sie einen eigenen Retail-Bereich gross machen können. Das liegt am Erfolg des Konzepts und an der Kompetenz unserer Global-Retail-Division.
Uwe Sommer ist seit 1993 Mitglied der Konzernleitung bei Lindt & Sprüngli und in dieser Funktion verantwortlich für Marketing & Sales. Seit 2012 betreut er zudem das Global Retail Business und hat seit dieser Zeit wesentlich dazu beigetragen, diesen neuen Geschäftszweig zu einer profitablen Division auszubauen.